Ich arbeite an der Schnittstelle von Performance, Hörspiel und Musiktheater als Autorin, Regisseurin und Kuratorin und entwickle meine Arbeiten schreibend, durch das Sammeln von O-Tönen und im Probenprozess mit Performer*innen und Musiker*innen. 
In den Zwischenräumen fühle ich mich künstlerisch zu Hause: in offenen, noch undefinierten Orten, an denen Rollen und vermeintliche Expertisen verschwimmen und im besten Fall vergessen werden. Dieses Prinzip prägt sowohl meine Arbeit als Regisseurin wie auch als Autorin. Auf der Bühne bedeutet es, die Trennung zwischen Publikum und Spielenden aufzulösen und neue Formen von Begegnung zu eröffnen. Im Schreiben heißt es, unterschiedliche Textsorten, Perspektiven und Stimmen zu collagieren und so eine nicht-hierarchische Form des Erzählens zu entwickeln. Diese Strukturen sind von Anfang an nicht für das stille Lesen gedacht, sondern als akustische und performative Installationen, die keine feste Lesart vorgeben, sondern den Zuhörenden ermöglichen, eigene Bezüge, Ordnungen und Bedeutungen herzustellen. Inspiriert von der Autorin und Litertatheoretikerin Ursula K. Le Guin, die das Sammeln als feministische Erzählweise beschreibt, entwickle ich diese künstlerische Praxis des Sammelns als einen Act of Care  mit dem Ziel eines „Unlearning klassischer linearer Erzählform der Held*innengeschichte“ stets weiter. 


Eva Maria Baumeister beschäftigt sich in ihrer Kunst mit Machtgefällen und der damit häufig verbundenen Ohnmacht. Sie verweist auf die fragwürdige gesellschaftliche Akzeptanz, dass Ausgeliefertsein und Unsicherheit für jeden Menschen zu einem wesentlichen Teil der Realität geworden ist und sich diese Gefühlswelten in gesellschaftlichen Tendenzen und Bewegungen niederschlagen. In ihren Arbeiten schafft sie komplexe und kreative Handlungsspielräume und regt damit polarisierendes Nachdenken und Auseinandersetzungen an. Die Jury begeistert diese Setzung, die das Aufeinandertreffen von Wissenschaft und Kunst einfordert und in der Gründung des interdisziplinären Kollektivs (Künstler*innen aus verschiedenen Genres) POLAR PUBLIK e.V. gipfelt. Das Öffnen für andere Perspektiven und Ansätze ist eine genuine Notwendigkeit dieses genreübergreifenden Arbeitsprozesses und gleichzeitig die Voraussetzung, um authentisch den partizipativen Diskurs über gesellschaftliche Bedeutungshoheit überhaupt führen zu können."

(Jurybegründung für das Stipnedium PRÄSENZ VOR ORT)



Nach meinem Studium der Theaterwissenschaften in Amsterdam und der Regie an der Folkwang-Universität in Essen, inszenierte ich an verschiedenen Theatern, u.a. am Schauspielhaus Bochum, am Schauspiel Graz, am Staatstheater Mainz und am Jungen Theater Göttingen. Für ihre Inszenierung „VATERLOSE“ erhielt ich den FOLKWANG PREIS FÜR DARSTELLENDE KUNST und den Regiepreis MARTA des internationalen Schauspieltreffens „Encounter“ in Brno, Tschechien.

 

Mein Hörspiel WER AUS MIR TRINKT, WIRD EIN REH, angelehnt an Richard Wagners Oper TRISTAN UND ISOLDE, wurde zum Leipziger Hörspielsommer 2014 eingeladen. 2018 erlebte es seine Erstsendung auf WDR 3.

Mehrfach erhielt ich das Stipendium der Film- und Medienstiftung NRW, u.a. für die Erarbeitung des Hörstücks VERSCHWINDENDE ORTE (WDR, 2018)  und I FFEL STUPID AND CONTAGIOUS, TAGEBÜCHER EINER PUBERTÄT IM LOCKDOWN (DLF, 2021).

 

Mein kuratorische Tätigkeit begann 2006 mit der Gründung des Festivals KALTSTART in Hamburg. Von 2010 bis 2012 übernahm ich die Leitung und Neukonzeptionierung der Schauspielschule SCHULE DES THEATERS im theater der keller in Köln. In der Spielzeit 2013/14
hatte ich gemeinsam mit dem Dramaturgen Udo Eidinger die künstlerische Leitung des JUNGEN THEATERS in Göttingen inne.
Von 2015 - 2017 war ich gemeinsam mit der Stadtplanerin Isabel Finkenberger künstlerische Leiterin des zweijährigen Pilotprojektes der Nationalen Stadtentwicklungspolitik DIE STADT VON DER ANDEREN SEITE sehen am SCHAUSPIEL KÖLN.

2020 gründetet ich mit 7 weiteren Künstlerinnen das Kollektiv *POLAR PUBLIK: www.polarpublik.de.

 

2022 erhielt ich das Stipendium PRÄSENZ VOR ORT des Frauenkulturbüros NRW (Auszug aus der Jurybegründung siehe rechts).

Seit 2009 arbeitet ich ausserdem immer wieder als Dozentin an verschiedenen Ausbildungsstätten, Schulen und in theaterpädagogischen Kontexten, u.a. am UniT Graz und der Folkwang Universität (Abteilung Schauspiel).

Ich lebe mit meinem Mann und meinen 2 Kindern in Hürth bei Köln.

 

"Für den Schauspieler wie für den Zuschauer bedeutet das gleichermaßen: keine Einfühlung/ Identifikation, sondern die Bereitschaft, Interesse für das Unbekannte aufzubringen, es anzuerkennen und sich mit dem auseinanderzusetzen, was uns möglicherweise fremd bleibt."

(H. Goebbels, "Ästhetik der Abwesenheit")

 

 

 

 

 "Um den Zuschauer als öffentliche Gestalt zu begreifen, müssen wir ihm deshalb aus dem Theater hinaus auf die Straße folgen. Denn hier dient sein Schweigen einem allgemeineren Zweck; hier erfährt er, daß seine Art, den Ausdruck von Gefühlen zu interpretieren, zugleich eine Form der Isolation von den anderen ist; hier entdeckt er eine fundamentale Wahrheit der modernen Kultur: daß das Beharren auf dem eigenen Bewußtsein und dem eigenen Empfinden eine Abwehr gesellschaftlicher Beziehungen darstellt. Beobachtung und "Sich-Gedanken-Machen" treten an die Stelle des Diskurses"

(R. Sennett, " Die Tyrannei der Intimität")